Montag, 5. September 2011
Eine unvergessliche Geburtstagswoche
Anja und ich haben Neuigkeiten, die wir mit Euch teilen möchten. Wir haben uns verlobt. Anja hatte am Dienstag Geburtstag und wir waren abends Essen. Danach waren wir im 96. Stock des Hancock Tower was Trinken. Wir hatten einen tollen Blick über die Stadt und da habe ich sie gefragt, ob sie mich heiraten möchte. Ihr kamen die Tränen und ich habe ihre Antwort nicht richtig verstehen können. In ihrer Reaktion konnte ich aber genug lesen. Chicago bedeutet mir persönlich sehr viel, da sich mein Leben vor 11 Jahre hier in eine neue Richtung verändert hatte. Es gab daher keinen besseren Ort, als Anja hier zu fragen, da die Stadt für uns beide eine ganz besondere Bedeutung haben sollte. Des Weiteren war der Antrag noch einmal ein Höhepunkt zum Ende unserer Reise. Als frisch Verlobte gingen wir in der Nacht durch die Straßen Chicagos, die ihre eigenen Wirkungen auf uns hatten.

Wir ließen einen wunderschönen Tag ausklingen, der mit einigen Geschenküberraschungen für Anja begonnen hatte. Ich hatte mich für zwei Stunden am Montag zum Geschenkeshoppen aufgemacht und hatte auch alles bekommen, was ich holen wollte. Die Überraschung war mir gelungen und wir konnten in den Tag starten. Nach einem schönen Frühstück, telefonierten wir mit Freunden und Familie, die alle Anja zum Geburtstag gratulierten. Danach sind wir aufgebrochen und waren gemeinsam einkaufen. Wir machten eine Pause in der Cheescake Factory und Anja freute sich über ihren Geburtstagskuchen. Am Abend sind wir dann schön Essen gegangen und was danach folgte, haben wir ja schon geschrieben.

Am Mittwoch fuhren wir durch die Stadt und ich zeigte Anja noch ein paar Lieblingsplätze von mir. Wir besuchten die Sportplätze, wo ich Fußball gespielt hatte, gaben der Statue von Michael Jordan die Ehre, die vor dem United Center steht und genossen die Skyline vom Planetarium aus, die jeden Betrachter verzaubert. Am Abend waren wir bei meinen Gasteltern von damals eingeladen, so dass wir bald in meine ehemalige Nachbarschaft aufbrachen. Ich zeigte Anja das Moraine Community College, auf das ich für ein Semester damals gegangen war. Es war spannend, die ganzen Veränderungen zu sehen und wieder dort gewesen zu sein.

Meine Gastfamilie, die Hannapels, warteten schon auf uns und es war toll, wieder bei ihnen zu sein. Die beiden ältesten Söhne Ryan und Dan waren zu Hause und begrüßten uns mit Natalie und Bob herzlich. Sie freuten sich über unsere Nachrichten. Wir aßen zusammen, wobei Anja und ich Bratkartoffeln und Blumenkohl und die Hannapels BBQ Hühnchen beisteuerten. Zur Zeit leben zwei Studenten bei ihnen, so dass wir zusammen mit Fatal und Mohamed speisten. Die Verlobte von Ryan Katie komplettierte unsere Gruppe. Am meisten freute ich mich aber, als QT der Hund um die Ecke kam und uns begrüßte. Ich traute meinen Augen nicht, da er mittlerweile über 14 Jahre alt ist und immer noch mit der Familie lebt. Er ist in die Jahre gekommen, doch erkannte er mich und freute sich darüber. Die Familie hatte einen Geburtstagskuchen für Anja vorbereitet und so bekam sie auch noch ein Ständchen gesungen. Nach dem Essen spielten wir zusammen Uno und hatten eine Menge Spaß zusammen.

Donnerstagabend hatten wir uns Tickets für das Saisonvorbereitungsspiel der Chicago Bears gegen die Cleveland Browns geholt. Wir wollten die Chance nutzen, uns American Football live im Stadion anzuschauen. Das Soldier Field wurde vor ein paar Jahren aufwendig restauriert. Ufo-ähnliche Tribünen wurden in den denkmalgeschützten Ring des Stadions gebaut. Es sieht super galaktisch aus und es war Klasse, das Stadion von Innen zu erleben. Wettertechnisch war es super heiß bei über 30 Grad und wir schwitzten ganz schön, da sich kaum ein Lüftchen regte. So war es schon die ganze Woche über gewesen. Wir saßen in den oberen Rängen und hatten einen guten Blick über das Spielfeld. Die Bears gewannen das Spiel 27:14 und waren dabei überzeugend. Allerdings ließen beide Mannschaften ihre jungen Spieler ran, da sie noch testeten. Nach dem Spiel liefen wir, wie so oft in dieser Woche, durch die Stadt ins Hotel und konnten ein paar tolle Momente einfangen.

Am Freitag besuchten wir meine Kollegen von der HDI-Gerling, bei denen ich 2000 ein Praktikum absolviert hatte. Die Firma ist gerade umgezogen und so konnten wir gleich die neuen Büros begutachten. Wir waren von der Aussicht begeistert, da die neuen Büros im 48. Stock eines Wolkenkratzers in Downtown liegen. Witziger Weise sind im gleichen Gebäude die Büros meines aktuellen Arbeitgebers, in denen ich auch schon gearbeitet hatte. Ich kannte das Gebäude also bereits. Lothar, der Chef, führte uns stolz herum und ich konnte mit anderen ehemaligen Kollegen sprechen. Es war schön, nach so vielen Jahren immer noch mit ihnen sprechen zu können.

Am Nachmittag zeigte ich Anja dann noch die Wohngegend im Norden Chicagos. Dort befindet sich das Baseballstadion Wrigley Field der Chicago Cubs. Diese hatten an diesem Tag ein Spiel, so dass die Kneipen voller Leute waren. Wir hatten einen tollen Tag und schwelgten in Erinnerungen alter Bekanntschaften.

Am Samstag regnete es fast den ganzen Tag und wir entspannten uns in unserem Hotelzimmer. Wir gingen erst am Abend vor die Tür und stürzten uns ins Nachtleben der Stadt. Wir feierten, tanzten und hatten Spaß bis in die Morgenstunden.

Heute ließen wir die Woche mit einem weiteren Höhepunkt unseres Aufenthaltes in Chicago ausklingen. Im Grant Park waren Bühnen aufgebaut, denn es fand das jährliche Jazz Festival statt. Wir ruhten uns auf einer Wiese aus und lauschten den Klängen der Musiker. Sehr gut gefielen uns die jungen Musiker, die uns zum Tanzen animierten.

Eine besondere Woche liegt hinter uns, an die wir uns nun lebenslang erinnern werden. Chicago ist eine tolle Stadt und wird für immer eine wichtige Bedeutung für uns haben. Morgen fahren wir weiter und werden ein paar Tage campen. Nächste Woche werden wir Boston erreichen und freuen uns Domi und Adrian zu besuchen. Wuschel und Sveni werden dann auch kommen und wir werden ein paar tolle Tage zusammen verbringen.

Seid lieb gegrüßt und bis bald

Anja und Patrice


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Montag, 29. August 2011
Zwei Evakuierungen und eine Menge Sand
Hallo Ihr Lieben,

wie einige sicher mitbekommen haben, gab es in der letzten Woche zwei Naturereignisse, die den Menschen an der US Ostküste ganz schöne Schrecken bereitet haben. Während sich die Menschen auf den Hurrikane Irene vorbereiten konnten, bebte die Erde am Dienstag dann doch überraschend. Anja und ich hatten uns für das Museum für die amerikanische Geschichte entschieden.

Wir waren vielleicht eine halbe Stunde im Gebäude und erreichten gerade den Abschnitt über den 2. Weltkrieg als die gesamte Ausstellung wackelte. Erst dachten wir, dass es Teil des Museums wäre und ein Bombeneinschlag simuliert würde. Aber da die Ausstellwände fast umfielen, was sie nicht taten, wussten wir, dass es etwas Ernsteres war. Wir hatten die schlimmsten Befürchtungen und dachten an einen U-Bahnunfall und sogar einen Anschlag. Mann weiß ja nie. Alle Besucher schauten sich fragend an, da niemand mit einem Erdbeben rechnen würde. Langsam bewegte sich der Tross Richtung Ausgang. Als die Sicherheitsbeamten des Museum auftauchten und alle Leute aus dem Gebäude haben wollte, machte sich eine kleine Panik breit. Der Großteil der Besucher blieb aber ruhig und bewegte sich langsam nach draußen. Dort versammelten sich die Menschenmengen vor dem Museum auf dem Grünstreifen der Washingtoner Mall.

Anja und ich blickten nach oben zum Gebäude und konnten weder einen Schaden noch irgendeinen Brand entdecken, was uns sehr beruhigte. Als wir sahen, dass die anderen Museen evakuiert wurden, wussten wir, dass die anderen es auch gefühlt hatten. Ein Polizeihubschrauber war im Anflug und kreiste um das Washington Monument. Die Behörden hatten wohl Angst, dass es Risse hatte oder im schlimmsten Fall umstürzen könnte. Mittlerweile hatte es sich bis zu uns herum gesprochen, dass es ein Erdbeben der Stärke 5.8 im Nachbarstaat Virginia gegeben hatte.

Eigentlich wollten wir unseren Museumstag fortsetzen, sahen aber keine Chance, da sämtliche Museen für den Tag geschlossen schienen. Das war etwas enttäuschend und wir mussten uns etwas Neues einfallen lassen. Wir entschieden uns, in Richtung Georgetown zu laufen, dem Stadtteil in dem sich auch die berühmte Georgetown Universität befindet. Auf den Strassen herrschte das volle Chaos. Überall checkten die Ingenieure nach Schäden in den jeweiligen Gebäuden. Auf dem Weißen Haus liefen die Angestellten auf dem Dach herum und checkten nach Löchern.

Im Laufe des Nachmittages entspannte sich die Lage und es wurde Entwarnung gegeben. Die Schäden an den Gebäuden waren minimal. Die Lauferei hatte uns ein wenig durstig gemacht und so gingen wir in ein Irish Pub und erfrischten uns erst einmal. Im Fernsehen lief die Berichterstattung und wir waren von Bildern überwältigt. Es war spannend, wie aus Mücken Elefanten gemacht wurden. Uns kamen die Bilder aus Christchurch und Japan in den Kopf und wir mussten an die ganzen Opfer und ihre Geschichten denken. Dagegen war das Erdbeben, dass wir erlebten zwar beunruhigend aber harmlos.

Am Abend erreichten wir Georgetown und schauten uns diesen schönen Stadtteil an. Wir stärkten uns mit ein paar Burgern, bevor wir weiter schauten. Während ich einen langweiligen Cheesburger bestellte, freute sich Anja über ihren German Burger mit Sauerkraut. Am Ende des Tages sahen wir die George Washington Kathedrale, von der eine Spitze abgebrochen und zu Boden gefallen war. In Christchurch war die ganze Kathedrale zusammen gebrochen und hatte 61 Menschen unter sich begraben. Es war ein Sinnbild zum Schluss des Tages, dass uns bestätigte, wie harmlos das Erdbeben in Washington doch war und wie viel Glück wir doch hatten.

Am Mittwoch verließen wir Washington und fuhren in Richtung mittlerer Westen. Wir wollten Chicago am Wochenende erreichen und hatten vier Tage Zeit für eine Strecke von ungefähr 15 Stunden. Wir teilten die Strecke in zwei Teile ein. Unser erster Stopp war der Dillon State Park in Ohio. Wir entschieden uns für diesen Campingplatz aus einfachen Gründen. Er lag an einem See, war ungefähr auf der Hälfte der Strecke und die Bilder im Internet sahen recht gut aus. Da wir mitten in der Woche ankamen, war auf dem Platz nichts los. Nachdem wir unser Zelt aufgebaut hatten, entspannten wir unsere Glieder nach den 7 Stunden Fahrt mit Basketball spielen. Anja wird immer besser, so dass wir das Training ein wenig intensivieren konnten.

Wir genossen den Dillon State Park, da er absolut ruhig war. Am Abend begannen die Grillen einen Lärm zu verursachen, der an unsere Nacht in Downtown Manhatten erinnerte. So hörte sich pure Natur an. Gegen 2 Uhr wurde wir von Blitzen und einem aufziehenden Donnern geweckt. Wir verharrten eine Weile in unserem Zelt und lauschten dem Geschehen. Als das Zentrum des Gewitters uns gegen 2:30 Uhr erreichte, es fürchterlich regnete und die Einschläge der Blitze immer näher kamen, entschieden wir zum zweiten Mal in dieser Woche zu evakuieren. Wir retteten uns ins Auto und hofften, dass die Blitze nicht in der Nähe einschlagen würden. Das Schlimmste an diesem Gewitter war nicht der Donner oder die Blitze, sondern die Gedanke „Was passieren könnte?“. Gegen 3:30 hatte sich das Wetter ein wenig beruhigt und wir entschieden uns, zurück ins Zelt zu gehen. Allerdings drehte das Gewitter nur eine Runde und kehrte wieder zurück. Wir ließen uns davon aber nicht mehr stören und versuchten irgendwie zu schlafen. Die Gedanken, dass der Blitz irgendwo in der Nähe einschlagen würde, verdrängten wir einfach. Das war auch gut so, denn das Gewitter zog letztendlich erst am Morgen nach 8 Uhr weiter. Dann hörte auch der Regen auf und es entwickelte sich ein so schöner Tag, dessen Wetter so unschuldig war, als ob es nie gewittert hätte.

Wir verbrachten den Freitag damit, uns ein wenig den Park anzuschauen. Wir fuhren zum See, der in einer ruhigen Kulisse lag. Ein paar Rehe sprangen über die Felder und Fischreiher und andere Wasservögel versuchten sich silberne kleine Fische zu fangen. Wir spielten ein wenig Football und genossen die Sonne. Ich sprang in den See, um mich ein wenig abzukühlen. Am Abend grillten wir nach langer Zeit mal wieder Camping-style. Wir hatten uns einen kleinen Grill für 8 Dollar im Supermarkt gekauft, der schon mit der Kohle geliefert wurde. Besonders die Maiskolben schmeckten uns sehr.

Nachdem wir uns am Samstag von lustig aussehenden Raupen verabschiedeten, die wir beim Zeltabbau entdeckten, fuhren wir weiter. Wir erreichten am Abend den Lake Michigan. Ich hatte mich erinnert, dass ich während meiner Chicago Tage vor 12 Jahren schon einmal auf der Michigan Seite dieses riesigen Sees war und wir tolle Sanddünen besucht hatten. Im Internet fanden wir den Campingplatz in den Warren Dünen und buchten einen Platz vor. Wir hatten Glück, denn wir bekamen den letzten freien Platz. Nun ja, ob das wirklich Glück war, wussten wir nicht genau, denn das bedeutete, dass der Campingplatz voller Menschen war.

Unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Der Campingplatz floss fast über vor Leuten, aber wir bekamen einen schönen Platz in einer ruhigen Ecke. Das schöne an dem Campingplatz war allerdings, dass die Sonne über dem See unterging. Diese Chance ließen wir uns natürlich nicht nehmen und schauten uns den Sonnenuntergang an, nachdem wir unser Zelt aufgebaut hatten. Ein bisschen hatte ich gehofft, schon ein paar Lichter von Chicago zu sehen, was auf der anderen Seite des Sees lag. Allein die schiere Größe des Gewässers und das diesige Wetter verhinderten meinen Wunsch. Dafür wurde die Sonnen in ein pur-pur rotes Licht verfärbt.

Am Samstag legten wir noch einmal einen entspannten Tag ein. Wir knallten uns an den Strand des Michigan Sees, der uns an die Ostsee erinnerte. Im Hintergrund türmten sich riesige Sanddünen auf. Allerdings erinnerte uns das Strandleben an die Freibäder zu DDR-Zeiten, da unglaublich viel russisch gesprochen wurde. Anja und ich machten am Abend einen Spaziergang durch den Wald und die Dünen um den Campingplatz. Der Naturpfad war wunderschön und ließ uns unsere Umwelt vergessen. Wir, besser gesagt ich musste ganz schön schwitzen, als wir die riesigen Dünenhügel erklommen. Uns ging es richtig gut. Wir waren rechtzeitig wieder am See, um den Sonnenuntergang zu schauen. Allerdings hatte ein frischer Wind ganz schön aufgedreht, der über den See zum Ufer blies. Zurück auf dem Campingplatz machten wir uns ein schönes Lagerfeuer, um uns wieder aufzuwärmen.

Heute, am Sonntag, war es dann endlich soweit. Wir erreichten meine alte Wahlheimat Chicago. Wir hatten Glück, denn wir bekamen ein halbwegs günstiges Hotel in der Innenstadt. Damit kann die Geburtstagswoche beginnen. Anja und ich sind gleich mal in die Stadt gegangen, um ein bisschen Chicagoer Luft zu schnuppern. Es war toll, wieder hier zu sein, obwohl ich zugeben muss, als Tourist durch die Straßen zu laufen ist schon ein bisschen komisch. Natürlich gehörte zur Ankunft auch ein Begrüßungsschluck im 96. Stock des Hancock Towers dazu.

Eine tolle Woche liegt vor uns. Wir werden einen Geburtstag feiern, meine Gasteltern und ehemalige Kollegen besuchen und zusammen Chicago noch ein bisschen mehr erkunden.

Bis nächste Woche grüßen Euch

Anja und Patrice


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Dienstag, 23. August 2011
Auf den Spuren der Gründungsväter
Hallo Ihr Lieben,

Die letzte Woche war voller Ereignisse. Die größten davon passierten in Deutschland und wir haben sie verpasst. Wir gratulieren Diana und Mario von ganzen Herzen und wünschen Ihnen eine tolle Ehe. Des Weiteren hatten einige Freunde Geburtstag und wir wünschen Sabine, Horsti, Isa, Philipp, Stephi, Susan, Diana und André Alles Gute zum Geburtstag.

Letzten Montag verlebten wir einen wunderschönen Abend bei Andrea und ihrer Familie. Anja und ich hatten sie in Indien im Zug mit ihren drei Freundinnen kennen gelernt und sie hatte uns zu sich eingeladen. Diese hatten wir dankend angenommen. Wir erzählten von unserer Reise, was sie an ihre Abenteuer erinnerte. So erlebten wir unseren Trip noch einmal und lauschten den Geschichten der Lambertis. Ihre drei Töchter Natasha, Alexandra und Nicole waren liebenswerte Mädel. Andreas Ehemann Steve spielte mit dem 4-monatige alten Hund Kai, der riesigen Spass daran hatte. Wir genossen es sehr, von der Familie verköstigt und verwöhnt zu werden.

Am Dienstag verlagerten wir nach San Francisco, von wo wir am Mittwoch nach New York flogen. Dort kamen wir am Mittwochabend an. Es war heiß und recht schwül, was nach den kühleren Temperaturen in San Francisco äußerst angenehm und auffällig war. Wir hatten uns für eine Nacht bei meinem Studikollegen Alex angemeldet. Das letzte Mal sahen wir ihn zu seiner Hochzeit im August 2010, so dass wir uns viel zu erzählen hatten und ein wenig den ersten Hochzeitstag begossen. Das Apartment von Alex hat einen wunderbaren Ausblick über den Hudson River und wurde vom Licht der untergehenden Sonne verzaubert.

Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns nach dem Frühstück von Alex, da er geschäftlich auf Reisen ging und wir zur Küste New Jerseys aufbrachen. Eigentlich wollten wir campen, doch machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Da es sich so aufgeheizt hatte, kündigten sich Gewitter an und es dauerte nicht lange und der erste heftige Regenschauer setzte ein. Wir planten um und entschieden uns nach Philadelphia zu fahren, welches nur 2 Stunden entfernt war. Dort wollten wir sowieso anhalten und fuhren jetzt früher hin. Schön, dass wir so flexibel sind.

Anja und ich bezogen ein schönes Hotel unserer Lieblingskette in der Innenstadt, dass wir günstig über eine Internetplattform buchen konnten. Wir waren im Herzen der Stadt und freuten uns, diese historisch wichtige Stadt zu erkunden. Philadelphia war nach New York und vor Washington die zweite Hauptstadt der USA. Dort spielten sich die wichtigsten Szenen und Treffen ab, die zur Unabhängigkeit von Großbritanien führten.

Bevor wir aber die Stadt erkundeten, frühstückten wir im nahegelegenen Reading Terminal Market. Dies war ein Bauernmarkt am ehemaligen Hauptbahnhof, der sich jetzt zu einem Touristenmagnet entwickelt hat und in dem Leckereien aus allen Ländern angeboten werden. Dominierend sind dabei vor allem deutsche Bäckereien, die auf die ersten Siedler in der Region zurückzuführen sind. Wir waren ein wenig überrascht, Läden wie „Muellers Schokoladen“ oder „Beilers Bäckerei“ zu sehen. Wir genossen unseren Morgenkaffee und konnten auch Obst und Gemüse einkaufen. Anja hatte zwei Lieblingsläden. Bei dem Einen kaufte sie sich frischgebackene Schoko-Kekse, die noch warm waren, und beim Zweiten holte sie sich ein Mandelhörnchen. Meine Augen wurden nur bei einem Laden richtig groß, denn dieser Boot die unterschiedlichsten Puddingsorten an. Ich konnte mich kaum entscheiden und kann nur sagen, dass wir mehrfach dort zum Frühstücken waren. Es war nicht die gesündeste Ernährung, aber die Sachen waren zu lecker und verführerisch.

Gestärkt konnten wir nun die historischen Sehenswürdigkeiten ablaufen. Wir schauten uns das ehemalige Präsidentenhaus, in dem George Washington und sein Nachfolger John Adams lebten. Danach besichtigten wir die Freiheitsglocke, welche eine so wichtige Funktion ausübt und von vielen großen Persönlichkeiten besucht wurde. Wir standen vor der Independence Hall, in der die Unabhängigkeitserklärung vorgelesen wurde. In der Congress Hall nahmen wir Platz, wo das erste Parlament der USA tagte und die ersten Bürgerrechte auf dieser Welt verfassungsmäßig verankert wurden. Wir besuchten das Haus und Grab von Benjamin Franklin, einem der wichtigsten Gründungsväter, und die von ihm mitgegründete Philosophische Gesellschaft. Wir sahen das Haus der Schreinerzunft, dass für Versammlungen und Debatten genutzt wurde, bevor die USA gegründet und ein Parlament gebaut wurde. Es war ein toller Tag und wir erlebten einen spannenden Teil der amerikanischen Geschichte.

Am Samstag gingen wir ins Kunstmuseum, welches eines der größten Museen der USA ist. Besonders die Treppe vor diesem beeindruckenden Gebäude ist sehr berühmt. Einige erinnern sich vielleicht an den Film Rocky I und wie er genau diese Treppe hinauf rennt, seinen besten Fitnesspunkt erreicht und oben den Ausblick auf die Stadt genießt. Wir waren nicht verwundert, neben dieser Treppe eine Rockystatue und einige T-Shirtverkäufer vorzufinden. Nachdem wir die Treppe gemeistert hatten, posierte ein weiterer kleiner Rocky vor der Skyline, wie die Bilder zeigen.

Das Museum beherbergt die unterschiedlichsten Kunstgegenstände aus dem Mittelalter und der jüngeren Vergangenheit. Allerdings waren wir ein bisschen verwundert, teilweise ganze Gebäude aus verschiedenen Ländern und Epochen in den Räumen aufgebaut vorzufinden. Wir liefen nämlich an einem Springbrunnen aus einem römischen Kloster aus dem 15. Jahrhundert vorbei, durch einen indischen Tempel und standen vor einem japanischen Teehaus. Es waren originale Gebäude die gekauft und umgesiedelt wurden. Ein alter Bekannter grüßte uns und wir fühlten uns der Heimat sehr nah, als wir an einem Gemälde von Lucas Cranach vorbeiliefen. Wir freuten uns, ein Werk aus Sachsen-Anhalt im Museum zu finden, auch wenn er einen Brandenburger gemalt hatte. Kernstücke waren allerdings Gemälde der großen Maler. So sahen wir einige Monets, wie die „Brücke im japanischen Garten“ und „Die Sonnenblumen“ von van Gogh. Es war schon sehr beeindruckend, vor diesen großartigen Bildern zu stehen.

Nach diesen schönen und interessanten Tagen sind wir gestern nach Washington DC aufgebrochen. Wir machten einen Zwischenstopp bei einem meiner ehemaligen Professoren, der mit seiner Familie in der Nähe von Philadelphia lebt. Bob und Frau Tina begrüßten uns herzlich und wir hatten einiges zu schnattern. Am Abend erreichten wir dann die Hauptstadt der USA.

Heute, am Montag, ließen wir es entspannt angehen und haben die wichtigsten Sehenswürdigkeiten erlaufen. Startpunkt war, wie kaum verwunderlich, das Weiße Haus. Am Vietnam Memorial ging es vorbei zum Lincoln Monument. Es war erschreckend, die vielen Namen der gefallenen Soldaten auf den schwarzen Granitplatten zu lesen, die teilweise über unsere Köpfe ragten. In diesem Moment dachten wir aber auch an das Museum in Saigon und welches Leid die vietnamesische Bevölkerung erlebt hatte und wurden daran erinnert, wie sinnlos Kriege sind. Leider ist der Mensch nicht fähig, in Frieden miteinander zu leben, so dass wir uns an diesen Sachverhalt gewöhnen müssen, was die momentanen Auseinandersetzungen weltweit zeigen. Die riesige Figur des sitzenden Lincoln hat eine Ausstrahlung, die keiner Beschreibung bedarf. Er thront an der einen Seite der Washington Mall, dem Park zwischen Parlament und Monument, und schaut streng auf die Machenschaften der Politiker am anderen Ende. Leider steht der Obelisk des Washington Monuments im Sichtfeld, so dass sich die großen Meister dahinter verstecken können, wenn man an die zweifelhaften Entscheidungen denkt. Am Smithsonian Institut, dem weltweit größten Museums Komplex, mit seinem roten Backsteinschloss brauchten wir erst einmal eine Kaffeepause, die wir sichtlich genossen. Letzte Station war das amerikanische Parlament Capitol, dessen Gebäude und Anlage sehr schön angelegt ist. Vor unglaublichen elf Jahren stand ich am Ende meines Austauschprogrammes zum ersten Mal vor diesem Gebäude und es war schön, jetzt mit Anja wieder hier zu sein.

Da wir von Kultur immer noch nicht genug haben, werden wir morgen eines der tollen Museen besuchen. Welches es sein wird, das wissen wir noch nicht, aber wir werden darüber berichten.

Am Mittwoch werden wir weiter fahren. Ziel zum Wochenende wird dann meine alte amerikanische Heimat Chicago sein. Darauf freuen wir uns natürlich schon sehr, da auch ein weiterer wichtiger Geburtstag bevorsteht. Bis dahin werden wir zwischendurch aber noch ein paar Tage campen. Wir freuen uns schon auf die Natur und den Städten ein bisschen entfliehen zu können.

Bis dahin grüßen Euch

Anja und Patrice


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